Was ist ein Mantra?

Was ist ein Mantra?

Die Macht des Klanges

Ein Mantra basiert auf der Kraft eines Klangs (häufig verbunden mit dem Namen einer bestimmten Gottheit), den man laut oder verinnerlicht ausspricht, dessen Schwingung und Resonanz die Kraft haben soll, unseren Geist und damit unser Unterbewusstsein zu verändern. Es kann uns dabei zu helfen, konzentriert zu bleiben, damit unser Geist nicht in alle Richtungen abwandert. Die Bedeutung und die Essenz des Mantras liegen in der Resonanz, die bei regelmäßiger (oder auch nur einmaliger) Anwendung in den verschiedenen Körpern erzeugt wird.

Mantra ist ein Wort aus dem Sanskrit (alt-indisch). Es bedeutet übersetzt Spruch, Lied oder Hymne. In dem Wort Mantra sind die beiden Silben Mantram (Geist) und tram (Schutz, bzw. Instrument) enthalten. Ein Mantra besteht aus einer oder mehreren Silben und kann innere und äußere transformierende Kräfte entwickeln, wenn man sie regelmäßig rezitiert, singt oder denkt. Bestenfalls verändert es auch die Person, die den Klang empfängt.

Die „Macht“ des Klangs ist in vielen Religionen zu finden: Von gregorianischen Gesängen über muslimische Gebete bis hin zu Stammeszeremonien kann jedes Wort zu einem Klang werden und Mantras hervorrufen. 

NAM MYOHO REGE KYO

Ein Mantra, das ich regelmäßig rezitiere, stammt aus meiner langjährigen buddhistischen Praxis und beschreibt die Kernaussage des Lotus Sutra im Mahayana-Buddhismus. Es lautet: NAM (ich widme mich) MYOHO RENGE KYO (der Essenz des Lotus Sutra). Jede Silbe dieses Mantras hat eine allumfassende tiefere Bedeutung, die ich hier kurz beschreiben möchte. 

Kurz gesagt: lässt sich die Bedeutung von “Nam-Myoho-Renge-Kyo” so ausdrücken: Durch das Rezitieren manifestiere ich meine Buddhanatur, durch die ich das Prinzip der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung in meinem täglichen Leben so anwenden kann, dass ich und meine Umgebung dauerhaft glücklich werden. Wem das zu abstrakt klingt, kann sich gerne mit der Sängerin Tina Turner beschäftigen. Sie ist eins der lebenden Beispiele von vielen (mich eingeschlossen), das beweist, welche Kraft der Veränderung im eigenen Leben ein Mantra entfalten kann. Hier kurz zusammengefasst die Bedeutung der Silben:

Nam 

Nam ist ein Sanskritwort, das wir mit „sich widmen“ übersetzen können. Im Sanskrit drückt Nam sowohl eine Handlung als auch eine Haltung aus. Es bezeichnet also die angemessene Handlung und die richtige Haltung, die man entwickeln muss, um in diesem Leben die Buddhaschaft zu erlangen. 

Myoho 

Wörtlich übersetzt bedeutet Myoho „mystisches Gesetz“ und drückt die Beziehung zwischen dem dem Universum innewohnenden Leben und seinen zahlreichen Erscheinungsformen aus. Myo bezeichnet das Wesen des Lebens selbst, das „unsichtbar“ ist und das intellektuelle Verständnis übersteigt. Diese Essenz drückt sich jedoch selbst in einer greifbaren Form (ho) aus, die mit den Sinnen wahrgenommen werden kann. Die Phänomene (ho) ändern sich, aber die konstante Realität, die allen innewohnt, wird myo genannt. 

Renge 

Renge bedeutet „Lotusblüte“. Da die Lotusblume gleichzeitig ihre Blüte und ihre Frucht hervorbringt, symbolisiert sie die Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung. Die Umstände und die Qualität unseres Lebens werden durch die besonderen guten und schlechten Ursachen und Wirkungen bestimmt, die wir (durch unsere Gedanken, Worte und Taten) von einem Moment zum anderen ansammeln. Dies nennen wir „Karma“. Das Gesetz von Ursache und Wirkung erklärt, dass jeder Mensch direkt für sein eigenes Schicksal verantwortlich ist. Wir erschaffen unser Schicksal und können es auch ändern. Das Rezitieren von Nam Myoho Renge Kyo ist die mächtigste Ursache, die wir schaffen können, denn sie erzeugt in den Tiefen unseres Lebens gleichzeitig die Wirkung der Buddhaschaft, die sich zu gegebener Zeit unweigerlich manifestieren wird. 

Obwohl sie iim Sumpf wächst und gedeiht, ist die Lotusblüte vollkommen und makellos: Sie symbolisiert das Hervortreten der Buddhaschaft aus den Tiefen des Lebens eines gewöhnlichen Menschen. 

Kyo 

Wörtlich übersetzt bedeutet Kyo „sûtra, Stimme oder Lehre eines Buddha“. Es bezeichnet auch den Klang, den Rhythmus oder die Vibration. Das chinesische Schriftzeichen für kyo bezeichnete ursprünglich die Fäden eines Webstuhls und symbolisierte die Kontinuität des Lebens durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im weiteren Sinne vermittelt kyo das Konzept, dass alles im Universum eine Manifestation des mystischen Gesetzes ist.

Universeller Klang

Es gibt viele verschiedene Mantras, von den bekanntesten bis zu jenen, die in unzugänglichen Tempeln gehütet und sorgsam bewahrt werden. Jedes Mantra hat seine eigene Rolle, jedes hat seine eigene Wahrheit. Ein Mantra sensibilisiert die Empfindungen, fokussiert die Gedanken, öffnet das Herz und verbindet mit der göttlichen Energie. Ein Mantra kann also Körper, Seele und Geist beeinflussen – in Balance bringen. In der Stille des Geistes und der Gedanken erweitern die geheimnisvollen Klangenergien das Bewusstsein, aktivieren die Chakren und und können von negativem Denken befreien.

Das OM ist wahrscheinlich das bekannteste Mantra der Welt. Es wird auch häufig im Yoga verwendet. Es hat viele Namen, wie zum Beispiel Universeller Klang oder Ur-Mantra. Das Om besteht aus einer tiefen Einatmung, gefolgt von einer Ausatmung, die mit dem O beginnt, auf dem M ausklingt und von einer Stille gefolgt wird. Das Mantra OM hat eine Reihe von Vorteilen, darunter die Förderung der Blutzirkulation, die Entspannung des Körpers, die Öffnung des Halschakras, die Verbesserung der Konzentration und ein beruhigendes Gefühl. Neben dem OM Mantra gibt es weitere wichtige Mantras mit heilsamen Kräften, die bis zu unserer unsterblichen Seele im tiefsten Inneren vordringen. 

Mantra für Dankbarkeit

In meiner langjährigen Praxis als Sängerin und Chorleiterin habe ich auch einige Jahre einen Frauenchor geleitet (Chorabella in Berlin). Das Reportoire bestand aus spirituellen Chants und anspruchsvollen mehrstimmigen Liedern aus der Weltmusik. In diesem Zusammenhang und auch danach war ich immer wieder beeindruckt von der Wirkung gesungener Mantren insbesondere in großen Gruppen. In dieser Zeit bin ich auf die Idee gekommen, Mantren zwei-  oder auch dreistimmig zu vertonen, einfach, weil wir im Chor noch mehr Spaß dabei hatten, diese zu singen, die in der Regel eher einstimmig bekannt sind.

Ein Mantra, das mir in diesem Falle einfällt, ist: DANYAVAD ANANDA. Dieses Mantra ist ein Ausdruck für Dankbarkeit. Ananda (für  Abwesenheit von Unglück, freudige Glückseligkeit).  Ananda war ein Cousin des Buddha und war in den letzten Jahren des Lebens des Buddha sein Lieblingsjünger.

Hier meine Vertonung (zweistimmig) dieses Mantras eingesungen von mir.

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